Wachstum. Lichtspiel. Gute Mischung.

Plenterwälder schauen auf den ersten Blick vielleicht aus wie Urwälder. Und in der Tat sind es sehr naturnahe und gleichzeitig intensiv bewirtschaftete Wälder. Das Schöne daran, Wirtschaftlichkeit und Naturnähe schließen sich hier nicht aus sondern ein. Ja sie bedingen sich gegenseitig geradezu ein Stück weit. Die Waldverjüngung und Erhaltung der Waldstruktur erfordert die regelmäßige, dafür aber sehr sorgsame und schonende Waldbewirtschaftung, die sogenannte Plenterung. Sie wird zurecht als Königsklasse des Waldbaus bezeichnet.
Die Baumarten haben für ihr Wachstum ganz unterschiedliche Ansprüche ans Licht. Besonders Buchen und Weißtannen sind sehr schattentolerant und kommen mit wenig Licht zurecht. Nicht wohl fühlten sich allerdings ausgesprochene Lichtbaumarten wie die Lärche oder die Eiche. Sie können nicht so gut „in zweiter Reihe“ heranwachsen, sondern stehen schon als kleines Bäumchen am liebsten im Rampenlicht. Manche Baumarten sind wohlschmeckender, andere eher nicht – da kommt die Jagd ins Spiel. Aber davon später.
In den Wäldern Österreichs sind es leider nur zwei bis drei Prozent, die als Plenterwälder bezeichnet werden können. Teile davon stehen im Bregenzerwald, am Pfänderstock und am Rheintalrand. Sie haben viele Vorzüge im Klimawandel und sind ein Erfolgsmodell für die Wälder der Zukunft. Wir im Vorderbregenzerwald sind jedenfalls sehr stolz auf unsere Plenterwälder, die seit Jahrhunderten in der Form bewirtschaftet werden.
Neben dem Vorteil für uns Menschen, nämlich, dass wir uns im Wald willkommen, angekommen und angenommen fühlen, gibt es noch viele andere Pluspunkte. Es bietet der Plenterwald auch Spechten, Flechten, Moosen und unterschiedlichsten Klein(st)bewohnern einen Lebensraum. Wenn abgestorbene Bäume oder Baumstümpfe zu sehen sind, spricht der Förster in seiner Fachsprache von Totholz. Darauf können viele Pilze, Spinnentiere oder Insekten wohnen. Solche Bäume sind also alles andere als tot, sondern ganz im Gegenteil sehr wertvoll für das Ökosystem Wald.
So trägt er zum Erhalt der Biodiversität bei. Genau diese Vielfalt macht ihn widerstandsfähig gegenüber großen Naturkatastrophen wie Windwürfen, Hitze und Trockenheit oder anderen Gefahren wie Pilzen und Borkenkäfern. Die Verletzlichkeit dieser Wälder durch Wetterkatastrophen, man spricht von Vulnerabilität, ist vergleichsweise geringer als bei reinen Fichten-Monokulturen.
Noch ein Pluspunkt, der für den Wald insgesamt, aber ganz besonders für den Plenterwald spricht. Er spendet Sauerstoff und speichert Wasser und reinigt es. Er funktioniert deshalb mit seinem gut durchwurzelten Boden wie ein riesengroßes Retentionsbecken bei Niederschlägen und liefert uns dann sauberes, frisches Trinkwasser.